Für professionelle Sänger und Sprecher ist es existentiell, dass die Stimme gut läuft. Dabei ist die Pflege der Stimme grundsätzlich fürs Sprechen und Singen gleich. Es handelt sich schließlich um das gleiche Instrument.
Lutschbonbons bringen nur kurzfristig eine Entlastung. Einige davon betäuben oder bilden eine künstliche Schleimschicht. Beides nimmt dem Sprecher oder Sänger die Chance, ein gutes Körpergefühl für eine richtig gute Stimmtechnik zu entwickeln
Menthol hilft der Stimme nicht.
Ein gesunder Sprecher braucht ein gewisses Maß an Muskelspannung und ausreichend feuchte Schleimhäute. Menthol wirkt am Kälte-Menthol-Rezeptor und hat somit eine scheinbar kühlende und örtlich betäubende Wirkung. Gerade für Berufsanfänger und Vielsprecher finde ich das sehr kritisch, denn eine belastbare und klangvolle Stimme entwickeln Sie mehr über Ihr Körpergefühl und weniger über den Klang.
Was bringt es Ihnen also langfristig, wenn Sie dank Pastillen gut durch eine Probe oder den Arbeitstag kommen, aber das Entscheidende nicht lernen, am nächsten Tag oder abends heiser sind und mit reduzierten Möglichkeiten in den nächsten Tag gehen? Stimmtraining oder stimmliche Belastung sollte so sein wie ein gutes Sportprogramm: Man merkt, dass man etwas getan hat, hat aber keine Ausfallerscheinungen oder Schmerzen.
Meines Erachtens ist vom Lutschen mentholhaltiger Bonbons ohne starke Erkältung oder Bronchitis abzuraten.
Weitere Wirkungsweisen von Menthol
Menthol wird aus Minze – Sorten wie Ackerminze oder Pfefferminze gewonnen. Als ätherisches Öl kommt es durch seine kleine Molekularstruktur über Haut und Schleimhaut bis in den Blutkreislauf und ins Gewebe.
Hoch dosiert kann es Herzrhythmusstörungen verursachen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es bei Inhalation zu Atemnot bis hin zu Atemstillstand führen.
Wegen der betäubenden Wirkung wird es bei Rheumaerkrankungen eingesetzt. Bei Erkältungskrankheiten oder Migräne verwendet man es wegen seiner muskelentspannenden und auswurffördernden Wirkung.
Salbei ist das Beste für die Stimme.
„Wie kann der Mensch noch sterben, während Salbei wächst in seinem Garten!“ Soweit die Worte eines römischen Dichters, der die umfassende Wirkung der Heilpflanze kannte. Ihr lateinischer Name „Salvia“ leitet sich von salvare = heilen ab. Karl der Große erließ sogar eine Vorschrift, wonach Salbei in allen Klostergärten angebaut werden musste.
Hier nun gute Gründe, um auf Salbei in Form von Tee, Gurgellösung oder Bonbons zurück zu greifen:
- Salbei wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Gesunde Schleimhäute sind für eine klangvolle und belastbare Stimme unerlässlich.
- Sekretion wird durch Salbei gefördert und Husten gelöst. Die Atemwege werden frei und können für einen gleichmäßigen Atemfluss beim Singen und Sprechen sorgen. Die Stimmbänder werden entlastet, da das Abhusten erleichtert wird.
- Starker Salbei-Tee wirkt schweißhemmend. Im Sommer kann man den Flüssigkeitsverlust regulieren.
- Bei Erkältungen wirkt schwacher Salbei-Tee schweißtreibend. Krankheitserreger werden aus dem Körper herausgeschwitzt. Der Körper erholt sich eher und die Gefahr eines sog. Etagenwechsels vom Schnupfen zu einer Halsentzündung sinkt.
Außerdem ist Salbei stärkend und wundheilend.
Viel hilft nicht viel.
Schwingungsfähige Schleimhäute zu haben, ist etwas ganz Natürliches. Wenn Sie ausreichend trinken und für Sauerstoff-Belüftung Ihres Stimmsystems sorgen, leidet die Stimme nicht an Beanspruchung. Mit richtiger Technik ist die Stimme ein selbst erhaltenes System. Stressverarbeitung und Umgang mit Leistungsdruck spielen dabei natürlich ebenfalls eine Rolle.
Bonbons und Pastillen sollten daher nur in Maßen genutzt werden, sozusagen als Tropfen Öl für das Getriebe.
Wenn es immer wieder zu Heiserkeit kommt und man ohne Pastillen nicht mehr klarkommt, sollte man seine eigene Sprech- und Atemtechnik reflektieren. Unzureichendes Aufwärmen der Stimme oder eine falsche Stimmlage können weitere Ursachen für Heiserkeit sein.